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Family Issues

Die Geschichte der Juden auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion ist, unterbrochen nur von kurzen Blütephasen, größtenteils geprägt von Zwang, Unterdrückung, Pogromen und gewalttätigen Übergriffen. Als Ende der 1980er Jahre eine erneute Welle des Antisemitismus einsetzt, sahen sich viele dazu veranlasst, ihre Heimat nach der Öffnung der Grenzen zu verlassen.

In der BRD trat mit einem Beschluss der Innenministerkonferenz 1991 die sogenannte Kontingentflüchtlingsregelung für Juden aus der sich in Auflösung befindlichen UdSSR in Kraft, die es ermöglichte, einen permanenten Aufenthaltsstatus im wiedervereinigten Deutschland zu erhalten, was eine Arbeitserlaubnis sowie den Zugang zum deutschen Sozial- und Bildungssystem einschloss.

Und so entschieden sich, keine 50 Jahre nach dem Holocaust, rund eine Viertelmillion postsowjetischer Juden, sich ausgerechnet in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Dem Judentum im Kommunismus vielfach entfremdet, erwarteten sie sich bessere Zukunftsperspektiven.

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„GEGEND ENTWÜRFE ist ein Jahrbuch für Literatur aus einem gerne unterschätzten Landstrich, ein Schrei nach Liebe aus der Provinz und zur Provinz. GEGEND ENTWÜRFE ist geschützt und macht, was Literatur nicht darf: Halt an den Grenzen, zumindest den geographischen. Denn dieses Jahrbuch will die literarische Szene eines Bundeslandes vermessen, das in den letzten Jahren viel zu oft als Heimat des Eifelkrimis von sich reden gemacht hat. In Rheinland-Pfalz beginnt Literaturgeschichte gerne. Aber sie wird schnell flügge. Und dann kennt sie keine Grenzen mehr. GEGEND ENTWÜRFE zeigt Literatur im Neststadium – und noch einiges mehr: Rheinland-Pfalz als Ort des Infernos (nach Dante), große Nestflüchter aus Hamburg und Berlin, eine Kartographie des Preisregens und Gespräche über Gott und die Welt.“

Mit Beiträgen von Nina Sahm, Ken Yamamoto, Thomas Palzer, Emil Fadel, Michael Sieben, Nadja Schlüter, Ann-Kathrin Ast, Achim Stegmüller, Andreas Martin Widmann, Frank Hertweck, Kurt Flasch, Hans Thill, Ror Wolf, Dorian Steinhoff, Lutz Herrschaft, Erich Renner, Guido Rohm, Marion Poschmann, Monika Rinck, Christoph Peters, Nico Bleutge, Theresa Hahl, Hanns-Josef Ortheil, Jürgen Kross, Nora Bossong, Myriam Keil, Kristina Nenninger, Daniel Windheuser, Alice Kerpen, Manon Hopf, Andreas Berg, Philip Herold, Norbert Lange, Daniel Ableev, Harald Martenstein, Rainer Moritz, Mit Gesprächen zwischen: Ilija Trojanow, Jürgen Klopp, Philipp Wittmann und Henrik Hörmann, Nelli Kavouras, Marie Radkiewicz und Zarah Weiss. Collagen von Ror Wolf.

[Aus der Einführung des Kapitels Gegen-Maßnahmen: „Die poetische Anverwandlung des Hauptwerks von Claude Lévi-Strauss: ‚Traurige Tropen‘ hat sich Daniel Windheuser zur Aufgabe gemacht. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Tropen in Endzeitstimmung.“]

GEGEND ENTWÜRFE. Lesebuch für Literatur aus Rheinland-Pfalz
300 Seiten, Hardcover mit Fadenheftung
24,80 Euro (D), 25,40 Euro (A)
ISBN 978-3-939557-86-9

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Luxbooks I

Luxbooks II

Tropen, traurig

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Chalok Baan Kao

 

STURMABSCHIED
[Traurige Tropen I]

Die Palmen wedeln
mit langen Armen
vor der Linie
verabschieden
den Sturm
am Strand
die Fußabdrücke
längst verendeter
Legionen
unter den Strommasten
120 Jahre Ethnographie

alles Weitere
ist Warten
auf die Flut

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Wand

Es fällt mir sehr schwer, mich genau zu erinnern. Man sagte mir, ich hätte die beiden vergangenen Jahre in einem Kellerverlies unterhalb des Grill Royal verbracht, hineinkonstruiert zwischen Vorratsräumen und Heizkeller, mit eigenem Luft- und Abwassersystem. Es war komplett eingerichtet mit weißen Möbeln, die exakt so aussahen wie aus der beliebten Billy-Reihe eines großen schwedischen Möbelhauses, jedoch viel besser verarbeitet waren. Bei Hochwasser schwappte die Spree durch das oben gelegene Fenster hinein und durchnässte das Strohlager und meine Notizen. Man mischte mir täglich Drogen ins Essen, wohl eine Mischung aus Peyote und Amphetaminen, und ich muss unfassbar viel Text produziert haben, ausgehend von den Manuskripten, die in den Schränken des Vorraumes gefunden wurden. Ich weiß noch, dass einmal im Monat ein Herr in einem gutgeschnittenen Anzug, das war wahrscheinlich der Herr von Eden, mit Pomade im Haar, vorbei kam, die aktuelle Produktion begutachtete und Verwendbares mitnahm. Ab und an schauten auch seine Kollegen, die Frau Eggers und der Herr Landwehr, herein, und lockerten die zumeist recht eintönige Kost aus Fleisch-, Kartoffel- und Salatresten mittels mitgebrachter Präsentkörbe aus dem Hause Butter Lindner auf.

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