Der heutige Staat Nigeria ist nicht mehr als eine Erfindung britischer Offiziere, die im Jahre 1861 ein paar Linien auf der Landkarte zogen und das so umrissene Gebiet nach einem ebenfalls willkürlich benannten Fluss tauften, der durch es hindurchfließt. Nicht unbedingt ein sinnvoll identitätsstiftender Gründungsakt, denn in vorkolonialer Zeit existierten innerhalb dieser Grenzen so verschiedene Staaten wie die Yoruba-Königreiche Oyo und Ife im Süden, Benin im Südwesten, das Kalifat von Sokoto im Nordwesten und die Emirate der Hausa im Norden, jedoch ebenfalls Gesellschaftsformen ganz ohne zentrale politische Autorität.
Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass dieses Land, bei dessen Erschaffung weder auf naturräumliche, noch sprachliche oder kulturelle Gegebenheiten Rücksicht genommen wurde, nach Erlangung seiner Unabhängigkeit anno 1960 in einem veritablen postkolonialen Chaos versank. Gewissermaßen gibt es Nigeria eigentlich gar nicht, und auch keine Nigerianier. Eine gemeinsame Identität als etwas kulturell über einen langen Zeitraum Gewachsenes ist beim besten Willen nicht erkennbar.
[…]
Ganzen Artikel anzeigen