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Tag "Michele Melillo"

Affenkopf

Michele Melillo: not titled (Affenkopf), Ölkreide und Graphit auf Papier, 21 x 29,7 cm, 2012.

Gegensätze und Kontraste, Dinge, die gegeneinander und somit auch zusammengestellt etwas
erzeugen, das über das hinaus geht, was ihre einzelnen Teile darstellen, sind ein uraltes Thema
nicht nur der bildenden Kunst. So lässt sich auch aus den Werken Michele Melillos eine Art reflexive
Dialektik lesen, und zwar die des künstlerischen Subjektes. Denn indem sich dort zeichnerische
Motive des Barock mit geradezu fauvistischen Farborgien ein Stelldichein geben, stellen sie zum
einen die Frage nach dem künstlerischen Ausdruck ihres Erzeugers (seiner Identität gar) und
spiegeln zugleich den grundsätzlichen kulturtheoretischen Diskurs der Selbstreflektivität des
Künstlers wider.

So ist es kein Zufall, dass die Epoche des Barock in gewisser Weise eine Art Schwelle im
menschlichen Denken darstellt, einen Übergang von der reinen Repräsentation von Ähnlichkeiten
und Verwandtschaften unter den Dingen (die aber immer nur auf übergeordnete Konstrukte wie
Religion und Macht verweisen), hin zu einem neuen Referenzpunkt, zu dem sich Denken und
Erscheinungen verhalten: das Subjekt. Es geht nicht mehr um die Frage der Ähnlichkeiten, sondern
um die der Identitäten und Unterschiede. Die reine Repräsentation hat ausgedient; der Mensch wird
der wichtigste Bezugspunkt und rückt als Begriff in den Vordergrund.

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