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Mogwai. Tja. Hm. Nun ja. Mogwai. Was soll man über eine Band sagen, die es so eigentlich gar nicht geben kann? Fünf Schotten in T-Shirts und Jeans, wie man sie in Glasgower Pubs traubenweise von der Theke pflücken kann, machen eine Musik, die alles ist und nichts, sowohl emotionale Projektionsfläche wie körperlicher Angriff und eigentlich so was von Postrock, dass sie schon wieder Rock ist.

Der einzig wirklich offensichtliche Aspekt einer solchen Kategorisierung ist aber eigentlich nur der Umstand, dass die Instrumentierung mehr oder weniger die des klassischen Rock ist. Da hört es aber dann auch schon auf. Kurz hüpft noch hinten links der Begriff „Ambient“ vorbei, wird aber aus Schwammigkeitsgründen umgehend wieder in die Garderobe gescheucht.

Am ehesten könnte man noch eine Nähe zur klassischen Musik anführen, und zwar genau im entgegen gesetzten Sinne solcher Blödsinnsunterfangen wie Streicherensembles, die die versteckte Fahrstuhlmusik in den Songs von Metallica herausschälen. Mogwai nämlich arbeiten (wie gesagt, mit anderer Instrumentierung und anderem Habitus, naturgemäß) in gewisser Weise mit strukturellen Elementen, wie sie sich eher in der Philharmonie als in schottischen Kellerproberäumen finden lassen.

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Schon wieder eine Stadt im Titel, wie mir gerade auffällt. Vicky und Cristina aus Amerika fliegen nämlich nach Barcelona, und aus diesen drei Entitäten besteht auch der Titel von Woody Allens Film, den das ZDF [nicht] heute Abend um 22:15 Uhr in seiner Reihe „Sommernachtsphantasien“ zeigt. Sommernachtsphantasien! Hüstel. Na ja, immerhin wird beim ZDF „Phantasie“ noch mit „ph“ geschrieben, das ist einnehmend, auch wenn diese seltsame Schwurbelklammer, ebenso wie die Einordnung „Erotikkomödie“, hier nicht wirklich passend scheint. Vielmehr haben wir es mit einer gleichzeitigen Dekonstruktion von Klischees und raffinierten Verbeugung vor der Unberechenbarkeit der Liebe, der körperlichen Anziehung und all den Schattierungen dazwischen zu tun. Klischees nicht nur über die Liebe, sondern auch über die Kunst, über Amerikanerinnen und Amerikaner, und sogar über das Klischeedenken selbst.

Doch um etwas zu dekonstruieren, muss es zunächst abgebildet oder gar erschaffen werden. Hier ist es die anfangs klassisch erscheinende Konstellation von zwei jungen Dingern aus den USA, die für zwei Monate die Möglichkeit bekommen, im feurigen Barcelona (Laue Sommerabende! Gitarrenmusik!) in der Stadtvilla entfernter Freunde der Familie des einen jungen Dinges zu residieren. Das selbige junge Ding, Vicky nämlich, dargestellt von Rebecca Hall, schreibt gerade an ihrer Magisterarbeit über die „katalanische Identität“, wie die süffisante Erzählstimme aus dem Off schildert, ist jedoch hauptsächlich damit beschäftigt, sich mental auf die bevorstehende Hochzeit mit ihrem langjährigen, bodenständigen Freund vorzubereiten. Haus in den Hamptons, Polohemden und Verabredungen zum Golfspielen und mit Innenarchitekten zeichnen sich bereits am Horizont und auch personifiziert im Gastgeberehepaar ab. Ob diese Aussichten nun positiv oder negativ zu bewerten sind, bleibt eine Frage des Blickwinkels, auch und besonders des von Vicky selbst, wie sich zeigen wird.

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Meine Mutter fährt sehr gerne und regelmäßig in die belgische Kleinstadt Brügge. Dies tut sie, ihrer Aussage nach, weil es dort so pittoresk ist und überhaupt sehr schön. Es gibt ein gerüttelt Maß an Kulturschätzen, die man sich anschauen kann, gemütliche Gasthäuser, die zur Einkehr laden, und vor allem eben ein geschlossenes architektonisches Ensemble, dem die europäische Historie aus jeder Fuge quillt, so dass man aufpassen muss, nicht darauf auszurutschen, während man mit einer belgischen Waffel in der Hand durch es hindurch flaniert. Nicht zu vergessen die Pralinen- und Schokoladenmanufakturen an jeder Ecke, die meine Mutter nach einer jeden Reise dorthin Schwüre der Abkehr und Genügsamkeit leisten lassen.

Nach Brügge nun also hat es den Londoner Auftragsmörder Ray verschlagen, da bei einer seiner Unternehmungen etwas schief gegangen und nun erst einmal ein großes Füßestillhalten das Gebot der Stunde ist. Und was könnte eine größere Antithese zur Unterwelt der britischen Hauptstadt sein als der belgisch-beschauliche Touristenmagnet. Colin Farrell bietet die Rolle endlich mal wieder die Möglichkeit, auf seine Wurzeln zurückzugreifen, weshalb es keinerlei Schwierigkeiten macht, ihm den kulturbanausigen Bloke abzunehmen, dessen einzige Sorge zunächst die Sicherung des abendlichen Kneipenbesuchs ist.

Begleitet wird er von seinem etwas älteren und ergo auch welterfahreneren Arbeitskollegen Ken (der wunderbare Brendan Gleeson), der als eine Art bierbäuchige und vor allem wohlmeinende Gouvernante ein durchaus nötiges Auge auf den guten Ray wirft, der, aus gutem Grund, wie sich herausstellt, doch arg durch den Wind ist. Da die beiden zunächst bis auf das Warten auf einen Anruf vom Vorgesetzten aus London und vor allem einem unauffälligen Verhalten nicht viel zu tun haben, werden zunächst einmal die Möglichkeiten dieser Konstellation auf das Großartigste durchagiert.

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Hach, Kino! Seltsame Blüten, die Du manches Mal treibst! Stellen Sie sich vor, Peter Maffay würde in einer recht groß budgetierten deutsch-asiatischen Filmproduktion mitwirken und in dieser einen in die Jahre gekommenen Gaststättenbesitzer aus dem halbweltlichen Millieu darstellen, der sich, bereits von Demenzerscheinungen heimgesucht, auf in den Süden Chinas macht um dort in Namen und Auftrag seiner Tochter Rache zu üben.

Klingt merkwürdig? Vor allem aber unwahrscheinlich? Nun, das ist es wohl auch. Gut, dass unsere französischen Nachbarn da etwas aufgeschlossener sind oder auch einfach nur ein anderes Verständnis von Obskurität haben. Dort nämlich ist Derartiges sehr wohl möglich. Nehmen Sie einfach den obigen Plot und ersetzen Sie Deutschland durch Frankreich und Peter Maffay durch sein dortiges Equivalent und schon sind wir bei dem im Jahre 2009 von Johnnie To gedrehten Vengeance.

Johnny Hallyday nämlich, der im kulturellen Kanon unserer europäischen Nachbarn wohl nicht nur die Stelle des Peter Maffay, sondern gleichzeitig auch noch die des Peter Kraus besetzt, spielt eben diesen alten halbseidenen Herren, dessen Tochter (dargestellt von Sylvie Testut, die manch einer vielleicht noch aus Jenseits der Stille kennt) als einzige das Massaker an ihrer (und somit auch seiner) Familie überlebt. Und da sie mit einem Hongkong-Chinesen verheiratet ist/war, trägt sich das Ganze eben dort und im benachbarten Macau zu.

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L'Americano

Was macht man, wenn man krank im Bette liegt? Richtig: Filme ansehen.

Und dabei denkt man sich wieder einmal, dass Postmoderne – natürlich – auch heißt: „Anything goes“. Denn da kann man nun also schauen, wie ein amerikanischer (daher per se wurzelloser und deshalb um so mehr auf die eigenen, kurzgewachsenen als Tradition pochender / oder sich eben deshalb umso schmerzhafter der Abwesenheit der eigenen, persönlichen Wurzeln bewusst seiender) Profikiller, gespielt von George Clooney, in einem Film von Anton Corbijn, zu der Musik von Herbert Grönemeyer in einem dunkelblauen Fiat Tempra durch die malerischen Abruzzen melancholiert. Das hätten Sie mal jemandem in den 90ern erzählen sollen. Sie wissen schon, zu Zeiten von Clooneys Batman-Persiflage. Oder war das als ernsthafter Beitrag zur Reihe gedacht? Man weiß es nicht. Mr. Freeze. Tss. But anyway – Batman aside: The American ist tatsächlich natürlich ein ganz wunderbarer Film, den wir hiermit vorbehaltlos empfehlen möchten. Ich und ich. Wir zwei.

Und wo Sie gerade sagen „Videoregisseur debutiert auf der großen Leinwand“: Weiterhin fragen wir uns, was eigentlich bei The Green Hornet so unfassbar schiefgegangen ist, dass wirklich restlos alles, was Michel Gondry ausgemacht hat, in einer schmoddriggrünen Hollywoodpastete verpufft ist. Tss.

 

Zuerst erschienen auf freitag.de

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